Wort / Ungewohnte Ruhe und ein Kran als Nadelöhr
Endlich. Es ist der 19. Dezember 2016, kurz vor Weihnachten also. Zum ersten Mal seit Oktober betreten wir die Baustelle, und es herrscht ungewohnte Ruhe. Die Bauleute, die in den vergangenen Monaten mit dem Abriss beschäftigt waren, sind abgezogen. Der Müll ist verschwunden, die Schuttberge sind abtransportiert und es weht auch kein Staub mehr durch die Luft. „Endlich eine saubere Baustelle“, sagt Bauingenieur Jörg Voigt.
Was dem Laien sofort auffällt: Endlich gibt es noch mehr Licht. Denn seit die beiden seitlichen Verbindungsbauten komplett verschwunden sind, erreichen Tageslicht und Sonne deutlich öfter und länger den Innenhof. Ansonsten wirkt die Situation fast ein wenig gespenstisch. Dort, wo noch vor wenigen Wochen täglich Betrieb und Geschäftigkeit das Bild dominierten, herrscht jetzt fast schon eine gespenstische Ruhe.
Und wie steht es auf dem Bau? Die riesige Fachwerkwand im Hinterhaus Alter Markt 1 muss noch gesichert werden. Sie soll – so hat es der Denkmalschutz verfügt – erhalten bleiben. Dazu muss das hölzerne Fachwerk erst wieder in eine tragfähige Konstruktion verwandelt werden. Das bedeutet: Das Holz muss zum Teil von innen verstärkt und erneuert werden. Die Zimmererfirma, die das erledigen wird, soll demnächst verpflichtet werden.
Unerwartete Entdeckung
Aber es hat sich noch mehr getan: Der im Sommer unerwartet entdeckte Kellerraum ist inzwischen komplett mit Beton verfüllt worden. Und im Vorderhaus 1 wurde der ehemalige Fachwerkanbau neu aufgemauert. Außerdem wurde zum Nachbarhaus eine Dämmschicht gelegt. Komplett entkernt ist inzwischen auch die ehemalige Eisdiele im Vorderhaus 1. Außerdem sind an vielen Stellen noch einige weitere kleine Arbeiten erledigt worden. Etwa die Reparatur von Schäden, die durch den Abriss an Nachbargebäuden entstanden sind.
Ein Viertel Jahr länger als ursprünglich geplant, haben die Beräumung und der schwierige Abriss am Alten Markt gedauert. Jetzt, wo endlich Baufreiheit herrscht, könnte es eigentlich mit dem Rohbau losgehen. Denn solche Arbeiten ließen sich durchaus auch in einem relativ milden Winter erledigen. Jörg Voigt: „Ein bis zwei Minusgrade wären kein Problem.“ Doch zunächst muss erst einmal eine geeignete Rohbaufirma gefunden werden. Und das ist gar nicht so leicht. Denn die Gegebenheiten vor Ort sind schwierig und können nicht von jeder beliebigen Firma erledigt werden.
Übrigens, Zentrum der gesamten Baustelle wird weiterhin der riesige Kran bleiben. Er ist auch für die anstehenden Rohbauarbeiten unverzichtbar. Denn mit seiner Hilfe sollen wie bisher Material und Maschinen in den Innenhof und in die Gebäude gebracht und Müll abtransportiert.
„Der Kran ist das Nadelöhr“, sagt Jörg Voigt. Und weil das so ist, können künftig nicht unendlich viele Gewerke zur gleichen Zeit verpflichtet werden. Denn dann würde es zu regelrechten Staus kommen, was seine Nutzung angeht. Doch an Stau denkt momentan niemand, jetzt im Dezember 2016, so kurz vor Weihnachten.