Wort / Endlich läuft es wieder

19. März 2019 

Mehr als ein Jahr liegt der Termin der letzten Dokumentation des Baugeschehens am Alten Markt nun schon zurück. Und endlich, ja endlich läuft es wieder, auf dieser Baustelle, die allen alles abverlangt.

Schon auf den ersten Blick sieht man: Es geht voran. Seit Herbst 2018 tut sich deutlich mehr am Alten Markt. Die komplette Vorderfront ist eingerüstet. Hinter dem grünen Netz, das die Fassade verhüllt, zeichnen sich deutlich die neuen Holzfenster ab, die inzwischen auf der gesamten Front montiert worden sind. Eine Tischlerfirma hat sie angefertigt, und zwar im für die Zeit der Erbauung der beiden Häuser üblichen Stil, also so, wie er für die Jahre 1875 (Haus 1) beziehungsweise 1930 (Haus 2) typisch war.

Nur der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass auch bei den Fenstern nicht sofort alles glatt lief: Denn der Tischler hatte die vorab für die Fenster festgelegten Farben schlicht und ergreifend verwechselt. „Nur der guten Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden der Stadt Halle ist es zu verdanken, dass das das Farbkonzept nachträglich angepasst werden konnte“, erzählt Olaf Backfisch. Sodass nun – ganz offiziell und legal – die Fenster im linken Haus blaugrau, jene im rechten hingegen weiß erstrahlen – und nicht umgekehrt, wie es ursprünglich geplant war.

 

Ein echter Hingucker

Nichtsdestotrotz ist das Ensemble, das die Häuser Alter Markt 1 und 2 inzwischen von außen erahnen lassen, ein schöner Lichtblick, und ein echter Hingucker noch dazu. Etwas, das Projektleiter Olaf Backfisch auch dringend benötigt, denn bisher war es eher so, dass alle Probleme, die auf der Dauer-Baustelle bereits gelöst wurden, lediglich Platz für neue gemacht haben. „Zwar stehen wir aktuell auch wieder vor diversen Herausforderungen, aber trotzdem zeichnet sich inzwischen eine gewisse Struktur ab“, sagt Backfisch.

Und die ist auch nötig, denn bereits im September dieses Jahres sollen die ersten Mieter in das Gebäude einziehen. Doch woran liegt es eigentlich, dass es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Verzögerungen im Baugeschehen kam? Ein Blick zurück: Im Februar 2018 erlitt Projektleiter Olaf Backfisch einen Herzinfarkt. In dessen Folge fiel der Fachmann für drei Monate aus. Das hatte auch negative Folgen für den Baufortschritt. Denn die Vergabe neuer Aufträge war in dieser Zeit schlicht nicht möglich.

Aber auch das Wetter war immer mal wieder ein Hemmschuh. In jüngster Zeit waren und sind es vor allem Sturm und heftige Winde, die zu Verzögerungen geführt haben. Oft in einer Stärke, dass die Planen an den Gerüsten heruntergerissen wurden. „Die Polizei hat uns mehrfach angerufen, weil die Planen nachts umherflogen und dadurch den Verkehr der Straßenbahn behindert haben“, erinnert sich Backfisch.

Kompliziert gestaltete sich schließlich immer wieder auch die Verpflichtung neuer Firmen. Grund dafür ist einerseits der bundesweit spürbare Bauboom. Aber auch die schwierigen Gegebenheiten auf der Baustelle sorgen dafür, dass Firmen ihr Interesse zurückziehen. Einzig Backfischs gute Kontakte in den Raum Dresden sorgen dafür, dass doch immer wieder Firmen gebunden werden können. Zimmerer, Stahlbauer, Fensterbauer und demnächst auch die Schlosser – sie alle kommen aus Riesa und haben schon viele Jahre mit dem Projektleiter zusammengearbeitet.

Betritt man den Innenhof, so sind es vor allem die zahlreichen Gerüste, die dem Besucher sofort ins Auge fallen. Die Fassade, die sie zum Teil verdecken, ist inzwischen einmal abgestrahlt und gereinigt worden. An ihr lehnen diverse mannshohe Fensterfronten, die zum baldigen Einbau in das Hinterhaus 2 bestimmt sind. Einige sind bereits eingebaut und lassen erahnen, wie hell es in den großzügig geschnittenen Studenten-Wohnungen, die hier gerade entstehen, einmal sein wird. Die vier Studentenzimmer, zwei Bäder, eine Küche und ein Gemeinschaftszimmer sind hier bereits im Zuschnitt gut zu erkennen.

 

Alt und neu

Über das alte hölzerne Treppenhaus erreicht man die oberen Stockwerke. Dort fällt vor allem auf, dass nicht mehr allzu viel Altes geblieben ist. Das Dach ist inzwischen komplett erneuert worden. Bis auf wenige alte Bohlen sind auch die Balken neu. Ansonsten sind die Zuschnitte der dort ebenfalls befindlichen Studentenwohnungen ähnlich gehalten.
Im 2. Stock enthalten sie zusätzlich noch die eigentlich optisch schön anzusehenden alten Metallsäulen, die allerdings nicht mehr lange frei liegen werden. „Sie müssen so verkleidet werden, dass sie einem potenziellen Brand 60 Minuten standhalten ohne zu schmelzen“, erklärt Olaf Backfisch.

Zuversichtlich stimmt inzwischen auch der Blick in den so genannten Nord-Hof. Die alte Mauer, die hier früher mehrere Meter hoch ragte, und dem Hof eine düstere Note verlieh, wurde inzwischen bis auf ein normales Niveau abgetragen und hat auch einen ansprechende Optik bekommen. Parallel dazu ist auch der Streit mit dem Nachbarn und einstigen Eigentümer der Mauer beigelegt worden.

Gegenüber zeichnet sich ein Gerüst an der Wand zum Mittelhaus ab. Es ist eine besondere Konstruktion. Weil das dahinter stehende Fachwerk nicht belastet werden darf, ist das Gerüst freitragend montiert worden. Nur so kann garantiert werden, dass das Fachwerk nicht einstürzt oder anderweitig Schaden nimmt. An der Wand zum Mittelhaus wurde inzwischen der alte Putz abgeschlagen. Sobald die Zimmerleute mit ihren jetzigen Arbeiten fertig sind, werden sie an dieser Stelle mit der statischen Ertüchtigung der Wand beginnen.

Und auch im Hinterhaus 1 hat sich einiges getan. Im ersten Stock sind ebenfalls die Grundrisse für die Studenten-WG gut zu erkennbar. Insgesamt 11 mannshohe Fensterfronten sind bereits eingebaut. Es ist hell, außerdem lässt sich über eine Seite ein schöner Blick auf Halles Marktkirche erhaschen. Ein Effekt, der im zweiten Stock noch spektakulärer ausfällt.

 

Zusätzlicher Aufwand

Und auch im Innenhof Süd wird gearbeitet. Hier ist die Fassade mit einem Sandstrahl gereinigt worden, derzeit wird sie zusätzlich noch verfugt. Auch das ist ein zusätzlicher Aufwand, der so vorher nicht geplant war. „Wir haben erst nach dem Sandstrahlen gesehen, dass es so nicht bleiben kann“, sagt Backfisch. Die Entscheidung zieht weitere Arbeiten nach sich.

In den kommenden Wochen hängt der Baufortschritt vor allem davon ab, wie gut die Logistik auf der Baustelle funktioniert. 5000 Quadratmeter Gipskarton und 3000 Quadratmeter Holzfaserplatten müssen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort navigiert werden. Sie werden zunächst per Kran in den Innenhof transportiert. Die Schwierigkeit: Der Kranausleger endet mitten im Hof, so dass die Materialien anschließend noch per Hand von den Handwerkern an den Ort ihrer Bestimmung transportiert werden müssen. – Ein Unterfangen, für das die Firmen zusätzlich entlohnt werden wollen.

Oft sind es die kleinen, aber enorm aufwändigen Details, die zeigen, wie weit das Baugeschehen inzwischen fortgeschritten ist. Eins davon ist die etwa zwei Meter große Lücke, die ursprünglich zwischen dem Vorderhaus 2 und dem Mittelhaus prangte. Sie ist inzwischen geschlossen worden. Was so einfach klingt, bedeutete einen riesigen Aufwand. Zunächst mussten die Reste des alte Mauerwerks an diesen Stelle entfernt werden, anschließend sind neue Decken eingezogen worden, und zwar vom Keller bis zum Dach. Und zwar auch durch das in diesem Bereich befindliche Fahrradgeschäft. – Bei laufendem Betrieb, versteht sich.

Im Vorderhaus 2 selbst sind die Grundrisse der künftigen Wohnungen ebenfalls gut erkennbar. Die Zuschnitte sind großzügig. Eins scheint bereits jetzt sicher: Sie werden ihren künftigen Bewohnern viel Licht spenden.