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Eine fast endlose Baustelle auf der Zielgeraden
Niemals bei null, aber insgesamt deutlich weniger – auf diese simple Formel lässt sich der Arbeitsstand der vergangenen Monate am Alten Markt in Halle bringen. „Corona hat uns gerade noch gefehlt“, sagt Olaf Backfisch. Zwar war die Baustelle auch ohne das Virus nie problemlos gewesen, doch nun musste der Projektleiter auch noch kurzfristig Ersatz für den aus dem Ausland stammenden Teil der Arbeiter suchen, der aufgrund der Corona-Lage von einem Tag auf den anderen nicht mehr einreisen durfte. – Zum Beispiel für die Außenputzer aus Polen genauso wie für die Estrichleger aus der Türkei und die Elektriker aus der Slowakei.
Enorme Fortschritte erkennbar
Trotz allem, und das ist die positive Nachricht: Wer die Baustelle nun, Ende Oktober 2020, zum ersten Mal seit dem Frühjahr wieder betritt, für den sind auf den ersten Blick enorme Fortschritte zu erkennen. Das wird schon am Eingang deutlich. Die schmuckvolle Außenfassade, die den Gebäudekomplex zum Alten Markt begrenzt, ist zwar noch eingerüstet, aber sie ist auch verputzt und gestrichen. Außerdem wurden die bereits im Jahr 1876 aufwändig angebrachten Stuck-Elemente ersetzt. – Eine Auflage der Denkmalschutzbehörden. „Und das, obwohl dieser Stuck niemals durchgängig am Gebäude zu sehen war“, ergänzt Olaf Backfisch. Dem Betrachter bleibt der Eindruck, dass sich dieser Mehraufwand auszahlt, schließlich werten die Stuckelemente die Fassade des Gebäudes insgesamt auf.
Fast fertig
Und wie sieht es Innen aus? Fünf Gewerke sind derzeit auf dem Gelände tätig, nämlich Maler, Tischler, Fliesenleger, Fassadenbauer und Elektriker. Die insgesamt 33 Wohnungen stehen kurz vor ihrer Fertigstellung, aber es gibt noch einige logistische Herausforderungen zu lösen. Offen ist außerdem noch die behördliche Prüfung und Genehmigung der Statik-Unterlagen für die Balkone. Erst wenn diese erfolgt ist, können die Fundamente gebaut und die Balkone montiert werden.
Nahezu fertig sind die 6-Zimmer-Wohnungen im Hinterhaus 1, in denen möglichst bald Studenten einziehen sollen. Sie sind großzügig geschnitten und werden mit einer Küche, die bereits montiert ist, einem Essbereich sowie mit einem LED-Fernseher und einem Internetanschluss ausgestattet. Auch der hochwertige Parkettfußboden ist bereits überall verlegt worden. Um ihn gegen den Schmutz zu schützen, den die Arbeiter vereinzelt aus anderen Bereichen in die Wohnungen tragen, wurde überall Pappkarton ausgelegt.
Inzwischen kann man sich gut vorstellen, dass in diesem Gebäudeteil mehrere Studenten-WGs einziehen und sich dort auch sehr wohlfühlen werden. Besonders attraktiv ist das Ambiente der Dachgeschosswohnung: Durch den weißen Anstrich der Wände und die großzügigen Glasfronten entsteht eine überaus freundliche Atmosphäre. Und die Fenster geben hier oben am besten den Blick auf eines der Wahrzeichen Halles, die fünf Türme, frei.
Doch bevor in diesem Gebäudeteil die letzten Feinheiten erledigt werden können, gilt es noch eine große Handlungskette gewissermaßen von hinten aufzufädeln. Denn: Bevor die zu den Wohnungen gehörenden Balkone montiert werden können, müssen die Innenhöfe zunächst so hergerichtet werden, dass die Bauarbeiter über sie trockenen Fußes zu den Wohnungen gelangen können. Zugleich verursacht das Einarbeiten der Balkon-Fundamente in den Innenhöfen jedoch neuen Schmutz. Außerdem: Für das schwere Baugerät, das für die Montage der Fundamente benötigt wird, gibt es nur einen denkbaren Weg: Es muss mit dem großen Kran zielgenau in den Hof gehoben werden. – Für all das ist eine präzise Abstimmung der einzelnen Arbeitsschritte erforderlich, kaum etwas kann parallel erledigt werden. Das wiederum kostet Zeit, Nerven und Geduld.
In den Innenhöfen selbst ist ebenfalls viel passiert. Die Baugerüste sind gefallen. Sämtliche Medien liegen an, im Nordhof, wo derzeit nicht gearbeitet wird, wurden die Fassade gesandstrahlt und alle Flächen neu verputzt. Im Südhof fehlt noch eine Feuertreppe, die demnächst von Außen angebaut werden soll. – Erst wenn das erledigt ist und auch in diesem Hof die Balkone montiert worden sind, können die Außenanlagen hergerichtet werden. Und erst dann kann der Gebäudekomplex zur Vermarktung an einen Makler gegeben werden.
Aufwändige Lösung
Ein Blick in das Hinterhaus 2: Gleich am Eingang fällt der Blick auf die reizvolle, aber bisher marode Treppe. Sie wurde nun umfassend aufgearbeitet und erneuert. Ihre Grundlage bildet eine Stahl-Blech-Konstruktion, in der alle Holzstufen erneuert wurden. Auch hier fällt auf, dass die aufwändige Lösung das Ergebnis rechtfertigt, denn was hier entstanden ist, sieht einfach schön und hochwertig aus.
Und auch im Vorderhaus 2 wird mit viel Aufwand versucht, das alte Treppenhaus freizulegen. Dabei sind bereits mehrere Farbschichten zum Vorschein gekommen. Wenn alles freigelegt ist, wird die Treppe in Anthrazit gestrichen und erhält einen gelben Handlauf. Außerdem soll auf dem Boden ein beige-graues Linoleum verlegt werden.
Die Wohnungen in diesem Bereich werden in den nächsten Tagen noch gestrichen, ansonsten ist auch hier alles fertig. Olaf Backfisch freut sich über die individuellen und aus seiner Sicht sehr gelungenen Zuschnitte.
„Da steckt viel Aufwand dahinter“, sagt er und ergänzt: „Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden“. Besonders erfreulich: Die direkt vor dem Haus entlang führenden Straßenbahnschienen wurden vor wenigen Wochen neu verlegt. Seitdem sind die Bahnen in den Wohnungen kaum noch zu hören. Olaf Backfisch: „Der Effekt ist enorm“.