Wort / Doch kein Hotel
Doch kein Hotel, aber endlich weiter wie ursprünglich geplant. Es geht langsam voran, auf der Baustelle, die fließt, „wie Sirup“.
Es ist der erste Vor-Ort-Termin nach vier Monaten. Erster Eindruck: Mehr Aktivität. Bauleute sind beschäftigt. Im Innenhof nervt eine Kreissäge. Dahinter stehen ein riesiger, geöffneter Werkzeugcontainer und ein orangefarbener Bauwagen, in dem Projektleiter Olaf Backfisch und der Polier der Firma F.K. Horn über einen Bauplan gebeugt stehen. Gemeinsam besprechen sie die nächsten Schritte.
Insofern lässt sich sagen: Am Alten Markt tut sich etwas. Auch, wenn der Bau eher langsam voranschreitet, oder – wie Bauleiter Jörg Voigt es ausdrückt, „es sich um eine Baustelle handelt, die wie Sirup fließt“ – und somit allen Beteiligten immer wieder aus Neue Geduldsproben abverlangt. Doch das, so Voigt, sei eben so bei einem solchen Vorhaben, bei dem es gilt, einen alten und noch dazu sehr verwinkelten und flächenmäßig großen Bau auf Vordermann zu bringen. Denn so viel scheint sich immer mehr zu bewahrheiten, Einzelne Bereiche der Häuser Alter Markt 1 und 2 wurden zu verschiedenen Zeitepochen immer mal wieder verändert. Die so zusätzlich entstandenen An- und Umbauten sorgen nun für einen regelrechten Flickenteppich, der die Planungen bisweilen über den Haufen wirft.
Ursprüngliche Pläne verworfen
Nachdem die zwischenzeitlichen Pläne für ein Hotel wieder verworfen worden sind, wird der Alte Markt 1 und 2 nun doch zu den ursprünglichen Plänen umgebaut. Das bedeutet auch, dass die Arbeiten nun auch im vorderen Teil des Gebäudes wieder aufgenommen worden sind. „Es wird Zeit“, sagt Olaf Backfisch, „denn an der zur Straße gelegenen Fassade lösen sich bereits einzelne Elemente.“ Deshalb ist auch ein wenig Eile geboten, denn in einigen Wochen könnte der Winter den Bauleuten bereits wieder einen Strich durch die Rechnung machen. „Wir arbeiten so lange, wie der da oben es zulässt“, sagt Backfisch mit Blick zum imaginären Wettermacher im Himmel.
Was ist im Hinterhaus bisher passiert? Die neuen Betondecken für die künftigen Maisonette-Wohnungen sind fertig. Und auch Trennwände sind inzwischen eingebaut, so dass der gewogene Betrachter langsam einen Eindruck von den künftigen Zuschnitten bekommt. Demnächst soll außerdem ein Gerüst an der Fassade gestellt werden. Dann können dort die Arbeiten starten, so etwa müssen Aussparungen für spätere Fenster, Türen oder Balkone eingelassen werden.
Während all diese Dinge augenscheinlich gut zu erkennen sind, läuft anderes eher im Hintergrund. Wichtige Dinge, die dem Laien jedoch eher nicht auffallen. So wird derzeit das gesamte Hinterhaus gegen seitlich eindringende Feuchtigkeit abgedichtet. Im Hof sind die dafür erforderlichen Arbeiten bereits gut vorangekommen. Dort wurden Betonvorsatzschalen gesetzt und Dichtungsschlämme aufgebracht.
Sichtbare Veränderungen
Und auch im Vorderhaus gibt es sichtbare Veränderungen: Der Aufzug im Vorderhaus 1, der künftig bis zu den Wohnungen im Dachgeschoss fahren wird, ist bereits eingebaut. Geplant war das nicht. Dafür, dass diese Arbeiten quasi vorgezogen werden mussten, obwohl ringsherum noch eher grobe Bautätigkeit herrscht, gibt s natürlich auch einen Grund. Und der ist – wie so oft – eher aus der Not geboren: Das nagelneue Fabrikat des Aufzugs wurde bereits 2016 produziert. Kurze Zeit später hat sich, wie es bei Behörden immer mal vorkommt – eine Norm zum Betrieb von Aufzügen geändert. Und so drängte plötzlich die Zeit. Denn die erforderliche Betriebserlaubnis vergab der TÜV für bisher produzierte Geräte nur noch, wenn diese bis zu einem bestimmten Stichtag eingebaut worden waren. „Es gab also dringenden Handlungsbedarf“, sagt Voigt. Inzwischen ist der Aufzug betriebsbereit. Um ihn vor Vandalismus oder auch Schädigungen durch die Bauarbeiten zu schützen, wurde er komplett verschalt und ist somit – bis auf ein winziges Stück im Dachgeschoss – derzeit nicht sichtbar.
Geschosshöhe zu niedrig
Was inzwischen in allen Räumen generell auffällt: Es liegt weniger Schutt umher, so dass man auch im Mittelhaus, also dem früheren Verbindungsbau, so allmählich einen Eindruck vom späteren Zuschnitt der Räume bekommt. Und auch von ihrer Großzügigkeit. So zum Beispiel im dritten Stock, wo das einfallende Sonnenlicht einen zusätzlich guten Eindruck beschert. Einzig die Decken müssen dort noch komplett erneuert werden. Denn einerseits ist die Geschosshöhe derzeit noch viel zu niedrig. Andererseits ist der hölzerne Dachstuhl ziemlich marode.
„Das Holz ist ein Flickwerk, das vermutlich noch aus der Nachkriegszeit stammt“, so Jörg Voigt. Darüber hinaus fällt auf, dass es in diesen Räumen irgendwann einmal einen großen Brand gegeben haben muss. Denn überall dort, wo die Bauleute auf Zwischenräume in den Ziegelwänden stoßen, finden sich großflächige schwarze, vermutlich von Ruß her rührende, Verfärbungen.
Im Vorderhaus 2 gibt es inzwischen eine neu eingebaute Betontreppe, die zum Keller führt. Und dort wurde inzwischen der künftige Heizungsraum entkernt und ein neuer Pump-Schacht betoniert. Dieser wiederum bildet die Grundlage für die spätere Schmutzwasser-Hebeanlage, mit der Brauchwasser aus dem Haus herausgepumpt werden kann. Sobald die installiert ist, wird dort außerdem mit dem Einbau von Heiztechnik begonnen. Zuvor werden allerdings noch die Wände mit einem Sandstrahl behandelt werden. – Damit der optische Raumeindruck sich verbessert. „Denn nagelneue Technik und verrußte Wände, das geht gar nicht“, so Jörg Voigt.
Generell, so meint er, könne die Bautätigkeit derzeit wieder intensiviert werden. Momentan sind täglich fünf Arbeiter auf dem Gelände beschäftigt. Jedoch seien noch nicht alle Gewerke vergeben. „Zimmerer und Dachdecker könnten bereits jetzt tätig werden, parallel zu den bereits laufenden Arbeiten. Ihr Einsatz hängt jedoch – wie eingangs bereits erwähnt – stark von den Wetterbedingungen ab. Also: Daumendrücken und auf einen trockenen Herbst hoffen!