Wort / Die Struktur wird erkennbar
Endlich: Die Struktur wird immer mehr sichtbar – Dadurch keimt überall die Hoffnung auf ein gutes Ende der Baustelle!
Es ist ein strahlend schöner Tag in Halle. Die Sonnenstrahlen, die vereinzelt in den Innenhof der Häuser Alter Markt 1 und 2 fallen, machen den Staub sichtbar, der hier überall herumfliegt. Denn: Noch immer sind es überwiegend Vertreter der eher groben und besonders viel Schmutz erzeugenden Gewerke, die hier am Werk sind: Rohbauer, Zimmerer, Dachdecker. Doch inzwischen werden sie an etlichen Stellen von Heizungs- und Sanitär- sowie Elektromonteuren flankiert. Ein gutes Zeichen, ist es doch zugleich auch Beleg dafür, dass der Innenausbau voranschreitet und die Struktur der späteren Wohnungen immer mehr zu Tage tritt.
Derzeit arbeiten zehn Gewerke gleichzeitig auf der Baustelle. „Aber das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange“, sagt Projektleiter Olaf Backfisch und ergänzt: „Wenn demnächst alle parallel arbeiten, dann werden es rund 20 verschiedene Handwerksbereiche sein.“ Und das ist eine Herausforderung für alle Beteiligten.
Denn schon jetzt ist es eng. Der Innenhof ist inzwischen komplett eingerüstet. Zwischen den Gerüstreihen lagern fein säuberlich sortierte Folien- und Pappreste und bergeweise Holzwolleplatten für die Innendämmung. Insgesamt 3000 Quadratmeter von diesem Dämmmaterial müssen demnächst an den Wänden der beiden Häuser befestigt werden. Zwar ist das im Hinterhaus 2 bereits geschehen, trotzdem ist die Lagerfläche für die empfindlichen Platten nach wie vor äußerst knapp bemessen, denn auch der daneben stehende riesige Container benötigt reichlich Platz. Verzichtet werden kann auf ihn nicht, denn noch immer nimmt er täglich tonnenweise Schutt und anfallenden Abfall auf.
Gereinigt, verputzt, versiegelt
Trotz allem: Wer die Baustelle nur einmal im Monat betritt, dem fällt sofort der Baufortschritt auf. Die Fassade im zur Straße gelegenen Verbindungsbau ist gereinigt worden und strahlt wie neu. Damit das auch so bleibt und die Steine auch künftig vor eindringendem Wasser geschützt werden, ist sie zusätzlich hydrophobiert – also versiegelt worden.
Im Hinterhaus 1 hat sich ebenfalls viel getan. Das Treppenhaus ist inzwischen verputzt, so dass es viel heller und freundlicher wirkt als noch beim letzten Besuch. Darüber hinaus ist in den künftigen Wohnungen inzwischen die Raumstruktur gut erkennbar. Im Erdgeschoss sind bereits Zwischendecken gezogen worden, in denen Leitungen liegen. Darunter soll in den kommenden Tagen noch eine Brandschutzdecke eingezogen werden. Auch Trennwände sollen demnächst hochgezogen werden. Darüber hinaus wird im 1. Stock auf den alten Dielen eine Fußbodenheizung verlegt. Der Fußbodenaufbau ist insgesamt 7,5 Zentimeter hoch. Er enthält aufgrund seiner Dicke eine Wärmedämmung und isoliert außerdem noch den Trittschall.
Wahre Schmuckstücke
Weiter gehen kann es nun endlich auch im Dachgeschoss dieses Gebäudeteils. Farbliche Markierungen zeigen an, wo die Anschlüsse für Sanitär und Heizung liegen werden. In einer Ecke stehen noch zwei alte Fenster. Einfachverglasung, Ostproduktion. Während sie in den nächsten Tagen abtransportiert werden, sind hier bereits ihre neuen und großen Nachfolger eingebaut worden. Sie lassen bereits jetzt erahnen, dass die zur Marktkirche gelegenen Räume nach ihrer Fertigstellung einmal wahre Schmuckstücke werden könnten.
Szenenwechsel. Hinterhaus 2: Die künftigen Maisonettewohnungen verfügen inzwischen über formschöne Tür-Fenster-Kombinationen aus stabilem Kunststoff. Das in die graue Wohnungeingangstür eingelassene Bullauge gibt den Blick frei auf die Zwischendecke, die einmal den Wohn- und den Schlafbereich voneinander trennen soll. Nur noch die Fußböden müssen hier eingebaut werden.
Betritt man das alte Holztreppenhaus, um sich den Weg nach oben zu bahnen, so scheinen die im Obergeschoss liegenden Räume zu den derzeit staubigsten Arbeitsplätzen auf der gesamten Baustelle zu gehören. Hier sind derzeit die Trockenbauarbeiten in vollem Gange.
Zurück im Innenhof führt der Weg ebenfalls durch Enge und Staub in den Nordhof. Er ist zwar eingerüstet, aber inzwischen wirkt er schön hell und es ist kein Vergleich mehr mit dem engen und muffigen Hinterhofgefühl, das den Besucher einst hier überkam. Von hier aus hat man bereits einen Blick auf die neuen Fenster im Anbau zum Vorderhaus 1. Und auch der Anbau selbst macht einen guten Eindruck. Das, was vorher dort stand, war komplett ruinös und musste deshalb neu aufgebaut werden.
Kein Vergleich mehr mit der früheren Situation ist auch der Zustand im Dachgeschoss des Vorderhauses 1. Dort sind im Mauerwerk Öffnungen für die Oculi, auch Ochsenaugen genannten, kleinen runden Fenster geschaffen worden. Und auch die Oculi selbst sind inzwischen eingebaut und geben den Blick auf die zum Marktplatz führende Straßenbahntrasse frei. Nun werden in jedem der Räume im Dachgeschoss noch drei Dachfenster eingebaut, „so dass es hier drin taghell werden wird“, versichert Olaf Backfisch.
Jede Gaube ist ein Unikat
Er verweist auf die alten Gauben im Nebenraum. Diese eigentlich zur Belichtung und Belüftung des Daches unerlässlichen Konstruktionen gehören zu den Dingen, die ihm und den Dachdeckern derzeit immer mal wieder den Schweiß auf die Stirn treiben. Denn nach eingehender Prüfung war klar, dass diese Gauben ebenfalls neu aufgebaut werden müssen. „Das war enorm aufwändig“, sagt Backfisch, denn offenbar gab es unter den vielen hölzernen Konstruktionen keine zwei, die genau baugleich waren. Und so hatte jede Gaube ihr eigenes Problem.
Aktuell sind fast alle gelöst. Lediglich zwei „Sorgenkinder“ gilt es aktuell noch abzuarbeiten. Sie stellen die Dachdecker vor große Herausforderungen, denn durch den erforderlichen Rückbau von bisher in der Dachkonstruktion vorhandenen Metallstützen muss immer wieder auf die Stabilität der neuen Konstruktion geachtet werden. „Hier sind stets Einzelfallösungen gefragt“, so Olaf Backfisch.
Apropos Gauben: Die zum Alten Markt liegenden Konstruktionen geben inzwischen einen wunderschönen Blick über die Dächer von Halle frei, und es scheint, als könne man bei gutem Wetter sogar die Harzausläufer erblicken. Ein Aspekt, der potenziellen Miet-Interessenten sicher Freude ins Herz zaubern dürfte.